
emaf 2012, Dominikanerkirche Osnabrück
dumping, searching and finding. Cleaning. 2009/12 -
Datenbank mit 2x4 Wochen Webcam- of Webcam-JPGs, javabasierten Überwachungs- und Analyetools, Datenbank mit 6 Millionen webcam-jpgs, trashhit USB interface, javabasierte Präsentationssoftware, USB Interface. Trash Hits versteht sich als eine Datenanalyse zur Krise, die deren Auswirkungen auf alternative Weise misst. In den Jahren nach dem finanzcrash 2008 wurde ein exemplarischer Mülleimer in einer deutschen Fußgängerzone jeweils im Juni 2009 und Juni 2010 per Webcam aufgezeichnet. Hier werden die letzten Überreste des Konsums entsorgt – und auch wieder entnommen. Immer wenn das Programm eine Bewegung in der Nähe des Behälters registrierte, wurden vier bis fünf JPGs pro Sekunde gespeichert.
In der Installation werden beide Jahre nebeneinander synchron dargestellt, wobei die Betrachtenden durch die Zeit navigieren und gezielt ausgewählte Ereignisse – das Wegwerfen, Suchen, Finden oder Säubern – ansteuern können. Sind keine events ausgewält, spielt das programm die datenbank als realzeitfilm ab. Jede einzelne Messung wird reenacted, die Zählung detailliert nachvollziehbar. In der statistischen Auswertung erweist sich der Eimer als ein Schauplatz des sozialen Wandels. Die wachsende Armut spiegelt sich im veränderten Verhältnis von dem, was in den Mülleimer geworfen und dem, was wieder herausgenommen wird. Die statistische Realität wird durch systematische empirische Datenerhebung rekonstruiert; dabei erhalten die dokumentierten Ereignisse eine unmittelbare und sichtbare Entsprechung in den Zahlen.
Es zeigt sich wie reale Ereignisse zu statistischen Zahlen werden. Die Erfahrung dieser transparenten Datenumwandlung eröffnet eine alternative Informationswahrnehmung die neue Fragen aufwirft, und ein statistisches Auswertungsergebnis, das im Kontrast zu offiziellen Statistiken und Analysen steht:
Verhältnis von Einwurf zu Suchen bzw Finden
2009 9:1
2010 4:1
Dank an Fernando Crespo, Jens Heise, Stephan Blanché